Ein sehr schöner Beitrag des SWR zur Ausstellung "Trauertattoo" in Mainz.
Begegnungen von Trauernden in einer Gesprächsrunde mit Jasmin Gerat in Berlin
Der prominenten Schauspielerin Jasmin Gerat begegne ich das erste Mal, während sie vertieft vor dem Bild eines Trauertattoos steht. Als ich mich vorstelle, sehe ich Tränen in ihren Augen. Es werden nicht die letzten sein. Gleich wird sie als Botschafterin des Kinderhospizes eine Gesprächsrunde zur Eröffnung der Ausstellung im Sonnenhof in Berlin-Pankow moderieren: „Es berührt mich sehr und ich staune über die Offenheit mit der all diese Menschen über ihre Trauer sprechen“, sagt sie.
Die Ausstellung steht direkt im Foyer des Hospizes und an diesem Kinderhospiztag ist der Raum voll mit Besuchern. Immer wieder werde ich angesprochen. „Was für beeindruckende Fotos!“ „Gut, dass die Ausstellung zwei Wochen hier steht, ich kann gar nicht alle auf einmal lesen. Es ist so „emotional.“ „Mich berührt vor allem das Foto des Mannes, der ein Pferchen auf seinen Arm tätowiert hat.“ - nur einige der erste Rückmeldungen.
Rebecca Vandrey, Kindertrauerbegleiterin im Kindertrauerzentrum hat die Ausstellung nach Berlin geholt: „Wir freuen uns sehr über die Ausstellung. Es ist sehr berührend, so viele ganz unterschiedliche Menschen vor den Bildern stehen zu sehen und mit ihnen dann ins Gespräch zu kommen. Wir haben bisher durchweg positive Resonanz erhalten! Vielen, vielen herzlichen Dank! “
Eine Stunde lang moderiert Jasmin Gerat dann ein Gespräch mit Gabi Schroth und Martina Otto, zwei Protagonistinnen aus der Ausstellung und mit mir, Katrin Hartig.
Gabi ist extra aus Leipzig angereist. Martina aus Magdeburg. Im Herzen reisen ihre verstobenen Kinder mit. Vor etwa 40 Interessierten erzählen wir von Tattoos, der eignenTrauer, Symbolik und der Suche nach Ausdruck.
„Bei uns hat Ihr Buch und die Ausstellung eine ganze Lawine an Gesprächen und Überlegungen über Trauertattoos ausgelöst“, berichtet lächelnd ein Vater aus der Berliner Gruppe der Verwaisten Eltern. Eine Mutter zeigt gleich ihr neues Tattoo. Und hinten in der Sitzgruppe entwirft ein Tätowier mit einer Verwaisten Mutter ein Trauertattoo nach ihren Wünschen. Im Publikum sitzt auch Franziska Burkhard. Sie hat sich für ihren Bruder Jacob ein Tattoo gestochen. Nun hat sie ihre ganze Familie mitgebracht. Ihr kleiner Sohn tobt durch den Garten, während die Großmutter unter Tränen erzählt: „Ja, Franziska hat sich dieses Tattoo noch vor der Beerdigung stechen lassen. Aber für uns kam das nicht in Frage, weil ich gar keine Idee hatte. Inzwischen, nach sechs Jahren, habe ich eine. Wir haben ein Foto, auf dem wir alle, die Hand unseres Sohnes festhalten.“ Vielleicht wird es ja das.
Jasmin Gerat stellt Fragen und nimmt Fragen aus dem Publikum auf. Sie ist nach der Geburt ihres ersten Kindes dankbar für dieses tiefe Erlebnis gewesen und hat sich danach auf die Suche gemacht: „Ich wollte meine Zeit für etwas Sinnvolles nutzen. Und deshalb habe ich 2009 eine Ausbildung gemacht zur Sterbebegleiterin, weil ich meine Zeit schenken wollte. Vor vier Jahren kam ich zum Sonnenhof. Ich will meine öffentliche Position nutzen, das Thema Tod und Trauer bewusster in die Gesellschaft zu bringen.“ Und genau das tut sie sehr sensibel und zugewandt an diesem Nachmittag, am deutschlandweiten Kinderhospiztag inmitten der Fotos unserer Ausstellung der Trauertattoos.
„Oh, Mann!, ich bin so berührt!“, sagt Jasmin Gerat nach eine guten Stunde und atmet tief aus, sich dabei die Tränen aus den Augen wischend. „…über diese Offenheit und diese Kraft, die von euch allen ausgeht. Ich wünsche der Ausstellung noch viele Orte, damit sie möglichst viele Menschen sehen können.“
Es ist der 20. Ort, an denen die Wanderausstellung der „Trauertattoos - Gefühlslandschaften auf unserer Haut“ zu sehen sind.
Aufgeschrieben von Katrin Hartig
Alle Inhalte des Artikels ©Uta Kellermann
Vom 25. November bis 1. Dezember 2017 war die Wanderaustellung Trauertatoo im Trauerzentrum Seemann & Söhne in Hamburg.
Warum haben wir diese Ausstellung gemacht?
Um einen persönlichen Verlust begreifen zu können, um Trauer zu verarbeiten, muss die Trauer durchlebt werden. In unserer sich immer schneller drehenden Welt ist es die Aufgabe eines Beerdigungsinstitut darauf Aufmerksam zu machen, dass Trauer Raum & Zeit braucht.
Wir sind der Ansicht, dass ein Bestattungsinstitut neben dem bürokratischen Aspekt, eine kulturelle Aufgabe und damit auch immer eine gesamt gesellschaftliche Pflicht hat.
Wenn uns der Boden unter den Füßen entrissen wird, müssen wir uns neu sortieren. Wir fragen nach dem Sinn. Wir fragen nach unserer Identität. Wir entwicklen u.a. daraus das Bewusstsein, dass es nicht darauf ankommt, wer wir nicht sind, sondern wer wir sind. Dieses Besinnen ist der Grundstein für eine selbstbewusste Gesellschaft. Dieses Selbstbewusstsein ist ausschlaggebend für das gesamt gesellschaftliche Wohl, um in einer globalisierten Welt unseren eigenen Platz und den Platz anderer zu erkennen und zu respektieren.
Trauer und der teils langjährige Prozess sollte in unserer Gesellschaft stärker "greifbar" gemacht werden. Es gibt unterschiedlichste Möglichkeiten, wie Menschen Trauer verarbeiten.
Als Bestattungshaus denken wir, dass man der Trauer bereits zum letzten Abschied aktiv begegnen sollte. Wir bieten daher den Hinterbliebenen u.a. die Bemalung von Sarg oder Urne an.
Ein weiterer möglicher, wenn gleich späterer Weg ist vielleicht ein „Trauertattoo“. Es gibt durchaus Parallelen zwischen dem Trauerprozess und dem Prozess sich ein Trauertattoo stechen zu lassen.
Natürlich gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten, Trauer zu verarbeiten und jeder Mensch muss hier eine persönliche Entscheidung treffen, die passenden Wege für sich zu finden. Denn "richtig" oder "falsch" gibt es in der Trauer nicht.
Wir möchten Ihnen Angebote machen, Sie informieren und Sie auffordern, aktiv zu werden. Sie dürfen!
Und dies nicht erst, wenn man sich in einer emotionalen Ausnahmesituation befindet, wo die persönliche Betroffenheit die persönliche Suche unmöglich macht und daher alles "nach Schema F" läuft. Es fällt uns im konkreten Moment des Verlustes schwer, Entscheidungen zu treffen. Man steht neben sich und sieht zu, wie man Entscheidungen trifft auf der Basis von: „weil man eine Beerdigung so macht".
Im Idealfall sollte uns im Vorfeld bewusst sein, was uns persönlich in der Trauer gut tut. Denn die Mitgestaltung der Beerdigung ist ein wichtiger Schritt der Trauerbewältigung. Das können wir aus Erfahrung bestätigen.
Und damit wir uns auseinandersetzen können und Möglichkeiten in Erwägung ziehen und uns unserer persönlichen Bedürfnisse bewußt werden, braucht es Kommunikation. In unserem Trauerzentrum bieten wir hierzu eine Plattform, da wir es als einen Teil unserer Aufgabe empfinden.
Wir haben uns gefreut diese Ausstellung in unserem Hause zeigen zu dürfen und somit erfahren zu können, wie das Verständnis für das Trauern aber auch für das Tätowierenlassen gewachsen ist.
Ein wesentlicher Grundstein hierfür ist Kommunikation. In unserem Trauerzentrum bieten wir hierzu eine Plattform. Es ist Pflicht, wie Aufgabe.
Wir haben uns gefreut diese Ausstellung in unserem Hause zeigen zu dürfen und somit erfahren zu können, wie das Verständnis für das Trauern aber auch für das Tätowierenlassen gewachsen ist.
Das Bestattungsunternehmen Seemann & Söhne aus Hamburg, hat sich die Mühe gemacht, uns diesen Text und ein paar Bilder zu senden. Wir bedanken uns für das Bemühen und den Anspruch des Hauses sowie das Engagement von Luise Paulsen, die die Ausstellung und den Text organisiert hat.
Danke noch einmal von mir und im Namen von Antea Bestattungen , dass wir einen Teil eurer Ausstellung nutzen durften.
Auch bei uns ist die Ausstellung sehr gut angekommen, alle Angehörigen und Gäste, die bei uns zu Gast waren, haben sich auch die Ausstellung angesehen, waren sehr angetan und es gab sehr interessante Gespräche.
Liebe Grüße, Janina
Antea Bestattungen, Bitterfeld
Wolfen -
"Tattoo? Ja, Tattoo! Gestochene Bilder auf ihrer Haut zeigen Frauen und Männer in einer Ausstellung, die derzeit im Frauenzentrum Wolfen zu sehen ist.
Es sind keine Tattoos, die aus einer Laune heraus entstanden sind. Die Bilder sind Ausdruck eines großen emotionalen Einschnitts im Leben dieser Menschen. Sie berichten von Verlust, von Tod. Und so sind die Trauer-Tattoos etwas sehr Intimes. Sie lassen einen tiefen Blick in die verwundete Seele zu und öffnen so wohl den allermeisten Betrachtern das Herz.
Wer sich darauf einlässt, spürt das Wesentliche - neben den Tränen nämlich auch das empfundene Glück, mit dem verstorbenen Menschen ein Stück im Leben gemeinsam gelebt zu haben oder gegangen zu sein. Und deshalb gehen die Bilder im wahrsten Sinne unter die Haut." So schreibt die MZ am 18.November (Link).
Das Ausstellung in Wolfen kam durch die Zusammenarbeit des Vereins „Frauen helfen Frauen“, den Sternenkindern Anhalt-Bitterfeld, Antea Bestattungen sowie dem Verein „Hospiz Wolfen“ zustande.
Die Ausstellung ist bis zum 23. November im Frauenzentrum Wolfen zu sehen. Der Eintritt ist frei. Das Frauenzentrum in der Fritz-Weineck-Straße in Wolfen ist jeweils Montag bis Donnerstag von 8 bis 17 Uhr und Freitag von 8 bis 14.30 Uhr geöffnet.
Wir stellen unser Projekt im Grassi Museum in Leipzig am 24. Oktober 2017 um 19:00 Uhr vor.
Katrin Hartig moderiert eine Abendveranstaltung zum Trauertattoo. Protagonisten unseres Buches werden an dem Abend live dabei sein und für Fragen und substanzielle Unterhaltungen "Rede und Antwort" stehen. Auch die Autorinnen werden sich äußern.
Die Abendveranstaltung ist Teil eines spannenden Ausstellungsprojektes des Grassi Museums für Völkerkunde in Leipzig.
Grassi invites #4: Tattoo und Piercing – Die Welt unter der Haut
Ausstellung: Teil II: (un)covered
22.09. - 07.01.2018
Das „Living Archive“ bildet die Grundlage für die folgende Ausstellung (un)covered, vom 22. September 2017 bis 7. Januar 2018, den zweiten Teil des Projekts. Ausgehend von den zahlreichen Geschichten und Fotografien entsteht von der lokalen Perspektive ausgehend eine globale Schau. Anhand von Objekten, Fotografien, Zeichnungen aus den Sammlungen der Völkerkundemuseen in Leipzig, Dresden und Herrnhut und Performances sowie zeitgenössische Kunst eröffnet das Museum neue Perspektiven auf das intime, aber immer öfter sichtbare Thema der Tattoos und Piercings.
Zwischen den Diskursen um Namenswechsel von Völkerkundemuseen, Neukonzeptionen von Dauerausstellungen und Kooperationen mit den Herkunftsgemeinschaften, aus denen die Museumsobjekte stammen, begibt sich die Reihe GRASSI invites auf die Suche nach Antworten auf die komplexen Fragen, welche ethnologische Museen im 21. Jahrhundert aufwerfen. Mit "GRASSI invites #1: fremd" (Januar - Mai 2016) und "GRASSI invites #2: dazwischen /in/ between" (Juni - Oktober 2016), wurden erste Experimente unternommen, neue Präsentationen, Diskurse und Methoden in Zusammenarbeit mit Künstler*innen und anderen Akteur*innen zu erproben. "GRASSI invites #3: Masken!" und "GRASSI invites #4: Tattoo und Piercing – Die Welt unter der Haut" schließen sich auf der Suche nach neuen Wegen den ersten beiden Formaten an.
Unsere Webseite für die Ausstellungsreihe "GRASSI invites" ist ein work in progress - sukzessive werden Hintergrundinformationen zu "#4 Tattoo und Piecing" online gestellt.
"Uns Mitgliedern der Selbsthilfegruppe "Verwaiste Eltern" Aue-Szb hat das Thema sehr bewegt und wir haben alle es für gut empfunden, wenn sich Hinterbliebene und Freunde ein Tattoo stechen und somit ihre Liebe, Freundschaft zum Verstorbenen bekunden.
Wir fanden die Ausstellung interessant und bewegend, sie ging uns unter die Haut!
Danke und herzlichst"
Iris Leistner
von den "Verwaisten Eltern“ Aue
Ab dem 8. Mai bis zum 9. Juni ist unsere Ausstellung im Landratsamt Saalfeld zu sehen. Wir freuen uns für die große Aufmerksamkeit, die uns von den Gastgebern und den interessierten Besuchern entgegen gebracht worden sind und wünschen weitere zahlreiche Ausstellungsbesucher.
Ausstellungseröffnung Trauertattoos. Mit dabei bei der Eröffnung in Saalfeld Gabi Schroth eine der Teilnehmerinnen des Fotoprojektes.
VOM 12. BIS 20. APRIL 2017 IST DIE AUSSTELLUNG IN DER KIRCHE:
St. Petri-Margarethen in Mühlhausen in Thüringen zu sehen.
Die engagierte Kirchengemeinde hat die Ausstellung zu einem inhaltlichen und ästhetischen Diskurs in die Kirche geholt. Denn natürlich stellt sich die Frage, ob die Verarbeitung des Trauerschmerzes über eine "Selbstverletzung" sich mit dem konfessionellen Verständnis deckt.
Manchmal kommt der Glaube an Gott durch den schmerzhaften Verlust ins Wanken; manchmal erstarkt er auch. Stehen die Trauerwege sich diametral gegenüber oder gibt es ein parallel?
Wir freuen uns auf die Reaktionen und wünschen der Ausstellung und der Gemeinde in Mühlhausen viel Erfolg!
Am 12. März 2017 wurde erstmalig in Kiel die Wanderausstellung „Gefühlslandschaften“ exponiert.
Als Veranstaltungsort wurde ein neutraler Ort gewählt. Die kleine Halle der überregional für Events aller Couleur bekannten „Halle 400“ erwies sich als ideale Räumlichkeit. Auf ca. 220 m² wurden die 21 Banner der Firma ConVela ausgestellt.
Die Veranstaltung wurde im Vorfeld via Facebook und in der regionalen Presse mit Werbung und PR-Texten beworben, sowie mit Werbeplakaten im gesamten Stadtgebiet.
Schon diese Maßnahmen lösten eine vielfältige Resonanz aus und deuteten auf Gesprächsbedarf der Interessenten, die das Thema Trauer und Tattoo gleichermaßen positiv und aufgeschlossen betrachteten.
Die Gäste waren durchweg positiv beeindruckt von den bewegenden Fotografien und Geschichten. Eine Vielzahl der Besucher hat bereits eine Verlusterfahrung im Leben gemacht. Einige zeigten bereitwillig ihr eigenes „Trauertattoo“ und erzählten die Geschichte dazu. Es schien, als bewegten und ermutigten die Bilder und Geschichten der Ausstellung, über eigene Verluste in dem Rahmen zu sprechen. Vielen Besuchern fiel offensichtlich der emotionale Druck schwer; einige mussten hin und wieder an die frische Luft gehen, blieben aber trotzdem bei der vorherrschenden stimmlichen Tendenz, dass es gut ist, darüber zu sprechen und sich mit der Trauer auseinanderzusetzen. Einige hatten Zweifel, ob ein „Trauertattoo“ die Trauer verstärkt bzw. unendlich macht, weil ein Tattoo ja schließlich irreversibel ist und der Trauerschmerz dauerhaft präsent ist.
Diese Frage konnten und wollten wir nicht eindeutig beantworten. Einerseits erscheint es uns auch möglich, dass ein derart intimes Tattoo nicht unbedingt förderlich ist bei einer lavierten Trauer oder einer sich pathologisch entwickelnden Trauer. Bei den Besitzern eines derartigen Tattoos erschien jedoch der Eindruck: Mit der Bestattung hat ja grundsätzlich psychologisch eine Trennung stattgefunden und somit stellt ein Tattoo ein sehr intimes Erinnerungsschmuckstück dar. Ein ehrenvolles, sehr wertvolles Mahnmal der Verbundenheit, welches von den Menschen als kraft- und hoffnungsspendend wahrgenommen wird und mit Stolz getragen wird.
Wir hatten das Glück, wenige Tage vor der Ausstellung einen Tattookünstler für die Ausstellung zu gewinnen. Er konnte aus fachlicher und künstlerischer Sicht viele Fragen beantworten; zumal neben dem Aspekt eines wertschätzenden Umgangs mit Trauernden und der Erinnerungskultur im Allgemeinen doch auch eine Vielzahl der Gäste konkretes Interesse an einem Tattoo hatten.
Das Publikum bestand im Wesentlichen aus einem gut gemischten Personenkreis im Alter zwischen ca. 30-70 Jahren, sowie einer Vielzahl jüngerer Menschen etwa zwischen 18-30 Jahren, oftmals auch Großelternteil mit Enkel oder Eltern mit Kindern. Die Veranstaltung hatte also auch etwas Generationsübergreifendes und –verbindendes.
Der Charme der ehemaligen Industriehalle hat den authentischen Charakter der abgebildeten Einzelschicksale eine besondere Stimmung verliehen. In Verbindung mit stilvollem, modernen Ambiente und Service war die Ausstellung ein großer Erfolg und hat auch unserem Unternehmen eine ideale Plattform dargeboten, Menschen für die Themen und die Verantwortung eines Bestatters zu sensibilisieren.
Wir bedanken uns für die gute Zusammenarbeit und wünschen Ihnen noch sehr viel Erfolg mit Ihrer tollen Idee.
Herzliche Grüße
Heinz & Anja Beutler
Wir bedanken uns ganz herzlich für das außerordentliche Engagement von Anja & Heinz Beutler (Beutler Bestattungen in Stein/Laboe). Bemerkenswert war und ist der Einsatz vorab zur Publik-Machung der Ausstellung und des Themas. Aber auch zahlreiche tolle Fotos und ein reflektiertes Feedback sowie ein Radiomitschnitt (9. April 2017, Radio Hamburg) zeugen von einer echten Auseinandersetzung des Gastgeber: Bestattungshaus Beutler. Vielen DANK dafür!!!!
Wir haben heute die erfolgreiche Ausstellung mit vielen guten Feedbacks des Friedhofs Ohlsdorf geschlossen.
Ich möchte mich noch einmal ganz herzlich bei Ihnen bedanken :
für diese zündende Idee,
für deren Wachstum, Ihre geführten Gespräche und das gegebene Vertrauen,
für die Umsetzung und Veröffentlichung,
für die Organisation und das Ausleihen dieser wundervollen und gelungenen Ausstellung, die w i r k l i c h unter die Haut geht.
Herzliche Grüße
Claudia Bartholdi
TrauerLichtung
Bestattungen in Frauenhänden
Claudia Bartholdi e.K.
Hamburg
Die Trauertattoos sind in prominenter Gesellschaft. Denke ich, als ich über bemooste Wege laufend einen Teil des größten Parkfriedhofs der Welt in Hamburg Ohlsdorf entdecke. An diesem Dienstag wird hier im Hauptgebäude die Trauertattooausstellung eröffnet. In unmittelbarer Nähe zu Roger Willemsen, Roger Cicero, James Last und Hellmuth Karasek. Sie alle fanden hier ihre letzte Ruhe. In Hamburg Ohlsdorf .
Vor der Ausstellung sehe ich mich um. Und entdecke Parallelen zu den Tattoos. Auch hier sind Worte und Symbole eingraviert, nicht auf der Haut, aber auf Stein. Auch hier finden sich Symbole der Trauer, so individuell wie die Menschen.
Claudia Bartholdi hat die Trauertattooausstellung nach Hamburg geholt. In das Verwaltungsgebäude direkt am Eingang. „Schon beim Aufstellen der Bilder haben mich die Leute angesprochen. Es entstanden sofort Gespräche. Die Bilder erwecken Aufmerksamkeit“, sagt die Bestatterin zur Begrüßung. Sie selbst hat sich 3 Jahre nach dem Tod ihrer damals 13jährigen Tochter ein Erinnerungstattoo stechen lassen: „Es ist nur für mich. Es zeigt eine Barke, Licht am Ende des Tunnels und Farbe. Diese Symbole habe ich damals geträumt.“ Inzwischen sind sie auch das Logo ihrer Firma „trauerlichtung - Bestattungen in Frauenhänden“ in Hamburg.
„Ich fand es erst schwierig, mit dem Thema Trauertattoos umzugehen“, gesteht Rainer Wirz, Bereichsleiter Friedhöfe in Hamburg und eröffnet die Ausstellung. „Aber je mehr ich mich damit beschäftigte, um so mehr veränderte sich meine Meinung. Ich wünsche der Ausstellung, dass sie den Menschen nahe geht, dass sich die Leute damit auseinander setzen. Ich wünsche mir, dass sie zum Nachdenken anregt und diese besondere Art der Darstellung der Trauer mehr Akzeptanz findet“.
Kurze Zeit später sind die Gäste ins Gespräch vertieft. Claudia Bartholdi spricht mit zwei zufällig vorbeikommenden Frauen über das Symbol des Schmetterlings. Dabei schauen sie immer wieder auf die Schmetterlingssymbole von Martina Otto. Sie hatte dieses Symbol tatsächlich auf dem Grabstein ihrer Tochter. Erst später kam ihr die Idee, genau dieses Symbol in ein Tattoo zu verwandeln.
Auch Ina Marino ist angereist. Als wir sie für die Ausstellung vor zwei Jahren fotografierten, lebte ihre schwerkranke Tochter noch. „Schau mal“, sagt sie nun und hebt den Ärmel ihres Pullovers. „ich wollte mein Tattoo doch ergänzen um ein weiteres Tattoo, wenn Lucia stirbt. Sie starb am 8.November 2015. Ich habe gar keinen Schmerz empfunden beim Stechen.“
Erstmalig steht Angela Brandt-Migge vor ihrem eigenen Porträt. An ihrer Seite ihre jüngster Sohn Dorian. Der 7jährige zeigt mir das Foto, das ihm am meisten gefällt und zeigt dabei auf das Tattoo von Hallo Kitty: „Das ist witzig.“ Angela erzählt: „Noch habe ich mein Tattoo nicht ganz zu Ende gebracht. Aber ich habe es unbedingt vor. Es ist schon eigenartig, sich so groß zu sehen und es berührt.“
Sie alle finden sich hier wieder, in den Bildern, den Geschichten.“Ja, genau so ist es!“, dieses Gefühl habe ich beim Betrachten der Bilder, sagt Claudia Bartholdi. „Ja, ich weiß, wie sich Trauer anfühlt.“
Bereuen die Trauernden nicht irgendwann ihr Tattoos, fragt eine Besucherin. Ursula Gräfe ist selbst Besucherin und entfernt beruflich Tattoos auf Wunsch: „Gerade war eine junge Frau bei mir. Sie hatte sich in Erinnerung an ihre verstorbene Großmutter den Spruch in italienischer Sprache: „Ich lege meine Hand auf deine Schulter“ auf ihre eigene Schulter tätowieren lassen. Auf die andere Schulter das Geburtsdatum der Oma. Sie wollte die Nähe zu ihrer Oma unmittelbar nach deren Tod spüren. Doch inzwischen hat sie die Trauer um ihre Großmutter integriert und braucht das Tattoo nicht mehr.“
Claudia Bartholdi hat ein Gästebuch ausgelegt, um jedem Besucher einer Chance zu geben, seine Gedanken und Gefühle auszudrücken. Sie sagt: „Die Friedhofskultur ist im Wandel. Auch der Ausdruck der Trauer wandelt sich.“ Das zeigen auch die zahlreichen Tattoos in der Trauer.
Als ich das Hauptgebäude verlasse, gehe ich noch einmal über die den weitläufigen Friedhof. Ich habe nur einen Bruchteil gesehen. 391 Hektar Fläche sind es insgesamt - so viel wie 566 Fußballfelder. Und ich hänge der Frage nach: Hätten sich die Angehörigen von Hans Albers, Wolfgang Borchert oder Heinz Erhardt jemals in Ihrer Trauer ein Tattoo stechen lassen, wenn Tattoos damals einen besseren Ruf gehabt hätten? Gedanken auf dem Ohlsdorfer Friedhof, dem größten Parkfriedhof der Welt.
7.2. bis 3.3.2017
Montag -Donnerstag 9-16 Uhr
Freitag 9-15 Uhr
* * *
Ohldorfer Friedhof Hamburg
Verwaltungsgebäude
Fuhlsbüttler Straße 756
22337 Hamburg
Tattoos können mehr sein, als nur in die Haut gestochene Bilder. Sie können den Angehörigen Trost spenden und bei der Trauerbewältigung entscheidende Hilfe leisten.
Das Bestattungsinstitut Hubert Laubach ist auf diese einzigartige Wanderaustellung von conVela gestoßen und bringt diese nun nach Saarbrücken.
Der Auftakt dieser einmaligen Trauertattoo Fotoausstellung von conVela - Erinnerungskultur wird am Samstag, den 10. November ab 14:00 Uhr im Beerdigungsinstitut Wilhelm Wagner in Saarbrücken stattfinden:
Bestattungsinstitut Wagner
Deutschherrnstraße 82,
66117 Saarbrücken
Die Veranstaltung ist kostenlos und für Speis und Trank ist bestens gesorgt.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
Zudem wird die Fotoausstellung noch einmal im Dezember im Nauwieser Viertel in Saarbrücken stattfinden. Weitere Informationen hierzu folgen.
Die Veranstaltung war ein voller Erfolg. Wir hatten viele Menschen da, die einen ähnlichen Hintergrund haben. Vielen DANK für diese Ausstellung.
Tobias Felt
„Man schiebt etwas zwischen seine Haut und sein Schicksal“
„Ich bin ganz überwältigt . Mich so zu sehen und meine eigenen Worte zu lesen“, sichtlich aufgewühlt und gleichzeitig auch stolz erzählt Christian von seinen Eindrücken der Ausstellung in Magdeburg, dessen Teil er selbst ist. „Ich werde mir die Ausstellung am Wochenende noch einmal mit der Mutter meines verstorbenen Freundes ansehen“, sagt er am Abend der Eröffnung an diesem 10.November 2016.
Ähnliche Sätze hören wir viele an diesem sehr gut besuchten Eröffnungsabend im MDR Landesfunkhaus in Magdeburg. Weit mehr als 100 Menschen sind gekommen. Manche von weiter her - wie die Leipzigerin Gabi Schroth, Jürgen aus dem benachbarten Niedersachsen, Jennifer aus Dessau und natürlich sind auch die Magdeburgerinnen Gela und Martina anwesend. Erstmalig sehen sie ihre Porträts in dieser Ausstellung. Martina sagt: „Ganz bestimmt guckt meine Tochter heute zu und sagt: Ich bin stolz!“
Parallel zur Eröffnung tauschen sich über 1000 Menschen über diese Ausstellung bei Facebook aus und erzählen sich im Netz ihre Tattoogeschichten. Ihre Geschichten der Trauer. So schreibt Ute: „Auf meinem linken Unterarm steht…Du bist nicht mehr da wo du warst, aber du bist überall wo ich bin. Das steht für meine Tochter, die vor 32 Jahren gestorben ist.“
Und Antje antwortet: „…So abgefahren das klingt, es hat sehr geholfen, hab einen Gecko, der symbolisiert das wandern zwischen den Welten der Lebenden und Verstorbenen.“
Die Erinnerungstages sorgen für Gesprächsstoff. Geben der Trauer Raum. Schnell füllt sich ein ausgelegtes Gästebuch mit Eindrücken und Gefühlen der zahlreichen Besucher aus allen Altersgruppen. Tattootypen sind dabei, aber mehrheitlich Menschen, die mit Tattoos eigentlich bisher nichts im Sinn hatten.
All das passt zu einem Zitat, welches ich zur Eröffnung mitbrachte aus einem gerade gelesenen Buch: „Tätowierungen sind neue, selbstgewählte Kennzeichen. Man schiebt etwas zwischen seine Haut und sein Schicksal. Einen Tropfen Mut.“ (aus: Das schönste Wort der Welt von Margaret Mazzantini )
Am Montag nach dem Wochenende werfe ich einen Blick in das ausgelegte Gästebuch.
Während ich die Einträge lese, flackert unter dem Porträtfoto von Christian eine kleine Kerze. In Erinnerung an Thommy. Sie waren also gemeinsam da. Er, der Freund und Thommys Mama.
"Jetzt nach dieser Ausstellung, weiß ich was Seele ist." Volkhard
"Es hat mich echt beeindruckt, wie man Trauern kann." B.M. 11.11.16
"Liebe, Glaube, Hoffnung…Tolle Ausstellung. Zeit zum Nachdenken." Antje und Udo 13.11.2016
"Eine sehr schöne Ausstellung. Haben selbst Gedenktattoos und können nur bestätigen, das diese uns über die Trauer geholfen haben." Gaby und Steffi 16.11.2016
"Habe mir heute Mittag ein Trauertattoo stechen lassen. In Erinnerung an einen meiner besten Freunde. Musste hier mit Tränen kämpfen. Vielen Dank für diese Ausstellung."
Aus Leipzig, Marlene, 16.11. 2016
"Ich habe den Aufruf von Mark Benecke bei Facebook gelesen und für mich war sofort klar: das muss ich mir unbedingt ansehen. Ich trage nämlich selbst ein Trauertattoo für meine vor zwei Jahren verstorbene Schwester.
Ich finde die Idee und Umsetzung einfach großartig… ." Manuela
"Bilder bleiben, wenn man geht…
Bilder kommen, wenn man sich erinnert…
Bilder auf der Haut kann mir keiner mehr nehmen…
Ich bin die Tochter eines Fotografen, der Bilder auf der Haut nicht so sehr mag.
Er sollte kommen und schauen, dann würde er verstehen! Sehr beeindruckend, besonders das Übernehmen der Handschrift von verstorbenen Menschen… Danke für diese Eindrücke." Fanny
"Danke für die tolle Ausstellung. Ich bin emotional sehr berührt. Auch ich trage ein Trauertattoo in Erinnerung an meinen verstorbenen Sohn." Elke
"Eine interessante Art der Trauerbewältigung. Sehr beeindruckend."
"Eine wunderbare Ausstellung. Es ist so gut, den Trauerenden hier in dieser Form Platz zu geben."
"Es ist gut, dass uns diese heutige Zeit….andere Möglichkeiten… als früher gibt, um Trauer auszudrücken, oder zu leben oder zu erleben. Danke für diese Idee, diese ungewöhnliche Ausstellung zu realisieren." Sibylle
"Die Ausstellung hat mir neue Dimensionen eröffnet. Wunderbare Idee, feinsinnige und gute Fotos, die Würde geben und erhalten. Danke"
Vielen Dank an Dr. Mark Benecke, der uns zu einem Interview im Buch zur Verfügung stand und gestern auf FB unsere Ausstellungsankündigung gepostet hat.
Überwältigend die Vielzahl an Kommentaren und vor allem Fotos von Tattoos und Geschichten dazu ...
Die Relevanz des Themas: Lest selbst die Kommentare und verschafft Euch einen Eindruck!!!!!
Wir laden Sie recht herzlich zur Ausstellungseröffnung am
10. November 2016 um 19 Uhr
in das MDR Funkhaus nach Magdeburg ein.
Ausstellung im MDR Landesfunkhaus Sachsen-Anhalt
Stadtparkstraße 8, 39114 Magdeburg. Eintritt ist frei.
Ausstellungszeitraum: 10. - 30. November 2016
Öffnungszeiten:
Mo - Fr 10 - 18 Uhr
Sa - So 10 - 16 Uhr
So das Urteil der Besucher der Ausstellung am 23. & 24. September 2016 auf dem Palliativ Kongress Ruhr 2016. Die Ausstellung „Unsere Haut als Gefühlslandschaft“ veränderte an diesem Septemberwochenende den Blick vieler Menschen, auf Tattoos und deren Träger - über alle Grenzen hinweg: Ich trage dich bei mir! Ich trage dich in mir! Diese nachvollziehbaren Gedanken blieben bei den Betrachtern aus den Bereichen Palliativmedizin, Palliativpflege und Palliativ Care hängen. Das Palliativnetz Bochum e.V. hatte das Fotoprojekt nach Bochum geholt: eine wundervolle und zutiefst berührende Ausstellung, die von Trauer und immerwährender Liebe erzählt. Von lebensverändernden Erlebnissen - die tief in Herz und Seele einschneiden und durch die Tattoos auch zu einer sichtbaren und be-greifbaren Erinnerung werden.
Der Veranstalter das Palliativnetz Bochum e.V. image007.jpghat es sich zur Aufgabe gemacht, durch aktuelles Fachwissen zur Weiterbildung und Fortbildung aller beizutragen, die in Palliativmedizin, Palliativpflege und Palliativ Care rasch wachsenden beruflichen Anforderungen gerecht werden müssen. In Kooperation mit dem image008.png
bot der 2. Palliativkongress Ruhr eine breite Palette an interessanten Vorträgen und Workshops hochklassiger Referenten, engagierte Aussteller und eben diese Ausstellung "Unsere Haut als Gefühlslandschaft".
Die Besucher berührten mich mit ihren Aussagen und Lebensgeschichten ebenso, wie die Besucher durch die Trauertattoo Ausstellung berührt wurden und sich berühren ließen.
"beeindruckend"
"berührend"
"Gänsehaut"
"eröffnet neue Sichtweise"
"absolut sehenswert“
"wunderbar"
"wichtiges Thema - toll umgesetzt"
Bücher dieser einzigartigen Wanderausstellung waren am Ausstellungstand von Sternleins Reise www.sternlein-reise.de erhältlich.
Innerlich und äußerlich sichtbar bewegt machten die Besucher ihre Runde, um oftmals anschließend über ihre Eindrücke und Gefühle an meinen Ausstellungsstand zu erzählen. So begegnete ich an diesen 2 Tagen etlichen Menschen und ihren persönlichen Lebensgeschichten.
Danke, für dieses wertvolle Geschenk. Es ist schön, wenn sich Herzenstüren öffnen, Sichtweisen ändern und sich Horizonte weiten.
Für mich ist die Trauertattoo Ausstellung Ausdruck sichtbar gewordener Liebe, die eindrucksvoll zeigt, wie tief der Tod in Herz und Seele schneidet. Und eben - immer häufiger auch unter die Haut geht.
Der Tod verändert uns und unsere Leben - was bleibt ist immerwährende Liebe und die Erinnerung, die alles überdauert.
Dem Himmel so nah ... überdauert ein Wimpernschlag die Zeit, wird der Augenblick zur Ewigkeit.
Martina Hosse- Dołęga
(Trauerbegleitung Vergissmeinnicht)
In der Septemberausgabe Psychologie heute beschäftigt sich die Redaktion mit dem Phänomen, dass Menschen schmerzvolle Ereignisse, Erfahrungen auf Ihren Körper übertragen.
Wir - die Autoren der des Ausstellungs- und Buchprojektes "trauertattoo" - wurden in Bezug auf Tattoos im Kontext der Trauer angefragt und haben in einem Interview die phänomenologische Beobachtung inhaltlich eingegeben. Der Artikel „Die Tattoo-Therapie“ auf Seite 40 lässt den Experten Prof.Dr.Erich Kasten u.a. zum Phänomen der Körpermodifikation zu Wort kommen. Ein ausführliches Interview mit ihm und anderen Experten findet sich auch in unserem Buch wieder.
Das Heft: OKTOBER 2016
ist an jedem Kiosk oder Zeitungsladen erhältlich und kostet 6,90 €
Online über: www.psychologie-heute.de
Auf 92 Seiten haben sich die Journalistin, Katrin Hartig und die Fotografin, Stefanie Oeft-Geffarth mit dem Phänomen der "Trauertattoos" beschäftigt. Neben der Wanderausstellung ist eine Publikation entstanden, die unerwartete Bilder und detaillierte Interviews zeigt. Es ist ein sensibles Format. Nicht zu groß für den Anspruch; nicht zu klein für die Wirkung der Fotos.
Die Fotografin schreibt zu Ihren Bildern:
"Mir fremde, unbekannte Menschen, unterschiedlichste
Tattoos an teils sehr persönlichen Stellen, Fotoshootings in ganz Deutschland an unbekannten, unpersönlichen Orten und höchst emotionale und gewaltige Geschichten - das waren die Bedingungen, unter denen Fotos entstehen sollten, die eine Annäherung und visuelle Beweisführung für die intrinsische Beobachtung, die zu diesem Projekt führte, bedeuten sollten. Katrin Hartig fragte mich an, ob ich eine fotografische Position zum Projekt entwickeln könnte.
Es ist kein künstlerischer Blick. Es sind dienende Fotos. Es sind beschreibende Fotos. Und dennoch versuchen sie, den Menschen, das Tattoo und auch die Position des Tattoos zu thematisieren, ohne zu nüchtern zu sein. Trauer ist zwar ein normales und menschliches Gefühl, aber bei aller Ähnlichkeit sind es dennoch individuelle Geschichten, die singulär durchlebt werden. So ist es auch mit dem Umgang mit der Trauer. Tapfer sind die Menschen, die es versuchen ... ."
Neben 13 kurzen Interviews, die eine Art Essenz der langen Gespräche sind, kommen Experten zu Wort. Lisa Schönberg, Psychologin, Dr. Erich Kasten, Professor der Neuropsychologie und der medial bekannte Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke stellen sich ebenfalls den Fragen, die sich Katrin Hartig bei der Auseinandersetzung mit der Beobachtung ergeben haben. 7 lange Interviews lassen einen ausführlichen Blick in die Seelen der Betroffenen zu, bzw. soweit, wie sie den Betrachter in ihr Inneres in Bezug auf ihre Tattoos blicken lassen wollen.
Ein spannende, berührende und aufklärerische Publikation.
„Ich ging direkt auf mich zu…und mir kamen sofort die Tränen“, das sind die ersten Worte, die Kerstin Hau zur Begrüßung findet. Tatsächlich war sie gerade unmittelbar auf die Leinwand mit ihren eigenen Tattoofotos zugegangen. Fotos, die sie zeigen in ihrem Schmerz, ihrer Trauer, Fotos von ihrem Tattoo. Die Wunde, die der Tod ihres 3jährigen Sohnes Charlie hinterließ. Jetzt sieht man auf ihrem Arm seine Kinderzeichnung und Handabdruck. Sie ist eine von über 20 Porträtierten einer deutschlandweit einmaligen Ausstellung „trauertattoo - Unsere Haut als Gefühlslandschaft“.
Es ist unsere Premiere auf der Messe „Leben und Tod“ in Bremen an diesem letzten Aprilwochenende 2016. Über zwei Jahre Arbeit liegen hinter Stefanie Oeft-Geffarth und mir, Katrin Hartig. Beschenkt werden wir an diesen zwei Tagen von mehr als hundert Besuchern und vielen berührenden, tief gehenden Gesprächen.
„Ich frage mich, ob ich das auch machen würde - so ein Tattoo stechen, wenn mir so etwas passieren würde.“ „Mir war das Thema bis eben ganz fremd.“ „Tattoos sind so gar nicht meins. Aber nachdem ich das alles gesehen und gelesen habe, kann ich es nachvollziehen, was die Menschen dazu bewegt hat.“ „Ich habe gar nicht gewusst, dass Tattoos auch etwas mit Trauer zu tun haben können“, diese und andere Sätze hören wir im Minutentakt. Es vergeht kein Augenblick ohne einen Besucher, ohne Fragen und regen Austausch. Manchmal werden Tränen weggewischt, vertiefen sich Menschen ins Gespräch. Hören wir Worte wie: „Ich kriege gleich Gänsehaut!“
Auf einmal ist unsere Ausstellungsfläche voll mit jungen Menschen. Gymnasiasten aus Bremen. „Wir sollen uns auf der Messe einen Stand aussuchen, der uns besonders interessiert, deshalb sind wir alle hier“, erklären sie uns den Ansturm. Cora und Vivica zeigen auf die Fotos von Kerstin Hau: „Wie viele Möglichkeiten es gibt Trauer auszudrücken“, staunen sie über die Phantasie der porträtierten Trauernden. „Das ist ein Thema, zu dem man nicht so viel findet“, sagen die 16- und 17jährige und stehen lange berührt vor den insgesamt 22 Displays. Und ein paar Schritte weiter blättern zwei weitere Mitschüler durch das begleitende Buch zur Ausstellung mit den ausführlichen Interviews. Inspiriert davon erzählen sie von ihren eigenen Tattoos: dem mit der Pfote vom Lieblingshund und dem Namen der Lieblingscousine.
Unsere Ansichtsexemplare sind immer in irgendwelchen Händen.
Gleich nebenan sitzt seit einer halben Stunde ein junges Paar. Sie flüstern: „Guck mal hier….“ Wir kommen ins Gespräch. Jemima Fiedlschuster zeigt auf ihren Unterarm, auf das Tattoo. Es ist ein kleiner Kiebitz: “Mein verstorbener Opa liebte Vögel. Er beobachtete sie regelmäßig.“ Ihr Freund David Gorus hat einen Schuppenkarpfen auf seinem Bein und den Ehering seiner Oma tätowieren lassen: „Sie hat mir diesen Ring vererbt.“ Solche Geschichten hören wir an den beiden Tagen in Bremen viele.
Skeptiker lernen wir auch kennen. Neugierige Skeptiker, sie bleiben „hängen“ an den Fotos und den Geschichten dazu. So auch eine Gemeindeschwester. Sie sagt am Ende ihres Besuches: „So habe ich das noch gar nicht gesehen. Ich bin überhaupt kein Tattootyp, aber ich verstehe es jetzt.“
Als sie hört, dass man die Ausstellung ausleihen kann, dass sie flexibel in jeden öffentlichen Raum stellbar ist - in Rathäuser, Kirchen, Foyers, Galerien - macht sie sich gleich Notizen. Aus allen Teilen Deutschlands kommen letztlich die ersten Anfragen. Nun heißt es für uns den Kalender füllen, damit die Ausstellung „trauertattoo - Unsere Haut als Gefühlslandschaft“ wirklich wandern kann.
Sechs unserer Porträtierten haben sich auf den Weg nach Bremen gemacht. Sie werden konfrontiert mit sich selbst, ihrem Innersten. Sie haben sich geöffnet, um ihre Trauer zu zeigen. „Es hat mich ganz schön geflasht“, sagt Andreas Becker. Tränen in den Augen. „Aber es ist gut so. Ich dachte nicht, dass es das auslöst.“ Das Tattoo als Kommunikationsangebot - wie auch die Ausstellung - es funktioniert. „Es ist ein gutes Gefühl“, sagt Kerstin Hau, „es ist noch einmal ganz anders, wenn man dann vor sich selbst steht!“ Vor seiner Geschichte, seinen Narben, seinen Gefühlslandschaften - nach außen getragen. Und mit den anderen, denen es auch so geht.
Katrin Hartig ist Fernsehjournalistin und Trauerbegleiterin sowie 2.Vorsitzende Bundesverband Verwaister Eltern und trauernder Geschwister Deutschland e.V.. Sie führte die Interviews und entwickelte die Texte für die Publikationen.
Stefanie Oeft-Geffarth ist Unternehmerin und Künstlerin. Stefanie Oeft-Geffarth fotografierte die Protagonisten in ganz Deutschland und ist für die Gestaltung des Projektes verantwortlich.
Nach zwei Jahren Arbeit ist es nun soweit:
Auf der Messe "Leben & Tod" in Bremen (29./30.4.2016) präsentieren wir in einer Ausstellung die Ergebnisse unserer Auseinandersetzung mit einem spannenden Thema: Tattoos im Kontext der Trauerverarbeitung.
„Ich wollte etwas, was ich immer bei mir trage“, so begründet Gela ihre Entscheidung für ein Tattoo nach dem plötzlichen Tod ihres Sohnes. „Es ist die nach außen getragene Verbindung zu meiner Mama“, sagt die 23jährige Jennifer im Interview.
Ein Name, den man nie vergessen will! Ein Datum, das immer bleibt! Weil sie sich für immer an einen geliebten, verstorbenen Menschen erinnern wollen, lassen sich viele Menschen in ihrer Trauer ein Tattoo stechen. Viele Menschen sind dem Aufruf für das Projekt gefolgt.
An mehreren Orten in ganz Deutschlang interviewten und fotografierten wir über zwei Jahre die Trauernden, die ihre Geschichten hinter den Tattoos und der Trauer erzählten.
Das Tattoo kann Liebeserklärung und Brücke zum Verstorbenen sein, wie für den 51jährigen Jürgen: „Unsere Trauer hat uns ja auch dahin geführt, dass sich unsere Meinung über Tattoos komplett geändert hat“, sagt der um seine Tochter trauernde Vater.
Ob ein besonderer Schriftzug, ein Symbol, eine Zeichnung. Ob Mann oder Frau. Jung oder Alt. Das Tattoo ist ein Statement für immer, denn Trauer geht nicht vorbei. Sie verändert sich und sucht nach individuellem Ausdruck. Trauer will gesehen werden. Diesem Anliegen sind die Initiatorinnen in diesem persönlich engagierten Projekt nachgegangen und haben eine mietbare Wanderausstellung und eine kleines Buch publiziert.
Experten wie Dr. Mark Benecke, Kriminalbiologe und Spezialist für forensische Entomologie sowie Prof. Erich Kasten, Neuropsychologe und Lisa Schönberg, Dipl.-Psychologin ordnen die Erfahrungsberichte ein.