Aus dem Gästebuch

Man schiebt etwas zwischen seine Haut und sein Schicksal

 

„Ich bin ganz überwältigt . Mich so zu sehen und meine eigenen Worte zu lesen“, sichtlich aufgewühlt und gleichzeitig auch stolz erzählt Christian von seinen Eindrücken der Ausstellung in Magdeburg, dessen Teil er selbst ist. „Ich werde mir die Ausstellung am Wochenende noch einmal mit der Mutter meines verstorbenen Freundes ansehen“, sagt er am Abend der Eröffnung an diesem 10.November 2016.

 

Ähnliche Sätze hören wir viele an diesem sehr gut besuchten Eröffnungsabend im MDR Landesfunkhaus in Magdeburg. Weit mehr als 100 Menschen sind gekommen. Manche von weiter her - wie die Leipzigerin Gabi Schroth, Jürgen aus dem benachbarten Niedersachsen, Jennifer aus Dessau und natürlich sind auch die Magdeburgerinnen Gela und Martina anwesend. Erstmalig sehen sie ihre Porträts in dieser Ausstellung. Martina sagt: „Ganz bestimmt guckt meine Tochter heute zu und sagt: Ich bin stolz!“ 

Katrin Hartig (re) mit Gabi Schroth (li) im Gespräch
Katrin Hartig (re) mit Gabi Schroth (li) im Gespräch

Parallel zur Eröffnung tauschen sich über 1000 Menschen über diese Ausstellung bei Facebook aus und  erzählen sich im Netz ihre Tattoogeschichten. Ihre Geschichten der Trauer. So schreibt Ute: „Auf meinem linken Unterarm steht…Du bist nicht mehr da wo du warst, aber du bist überall wo ich bin. Das steht für meine Tochter, die vor 32 Jahren gestorben ist.“ 

Und Antje antwortet: „…So abgefahren das klingt, es hat sehr geholfen, hab einen Gecko, der symbolisiert das wandern zwischen den Welten der Lebenden und Verstorbenen.

Die Erinnerungstages sorgen für Gesprächsstoff. Geben der Trauer Raum. Schnell füllt sich ein ausgelegtes Gästebuch mit Eindrücken und Gefühlen der zahlreichen Besucher aus allen Altersgruppen. Tattootypen sind dabei, aber mehrheitlich Menschen, die mit Tattoos eigentlich bisher nichts im Sinn hatten.

All das passt zu einem Zitat, welches ich zur Eröffnung mitbrachte aus einem gerade gelesenen Buch: „Tätowierungen sind neue, selbstgewählte Kennzeichen. Man schiebt etwas zwischen seine Haut und sein Schicksal. Einen Tropfen Mut.(aus: Das schönste Wort der Welt von Margaret Mazzantini )

 

Am Montag nach dem Wochenende werfe ich einen Blick in das ausgelegte Gästebuch.

Während ich die Einträge lese, flackert unter dem Porträtfoto von Christian eine kleine Kerze. In Erinnerung an Thommy. Sie waren also gemeinsam da. Er, der Freund und Thommys Mama.    



Einträge aus dem Gästebuch in Magdeburg

"Jetzt nach dieser Ausstellung, weiß ich was Seele ist." Volkhard

 

"Es hat mich echt beeindruckt, wie man Trauern kann." B.M. 11.11.16

 

"Liebe, Glaube, Hoffnung…Tolle Ausstellung. Zeit zum Nachdenken." Antje und Udo  13.11.2016

 

"Eine sehr schöne Ausstellung. Haben selbst Gedenktattoos und können nur bestätigen, das diese uns über die Trauer geholfen haben." Gaby und Steffi 16.11.2016

 

"Habe mir heute Mittag ein Trauertattoo stechen lassen. In Erinnerung an einen meiner besten Freunde. Musste hier mit Tränen kämpfen. Vielen Dank für diese Ausstellung."

Aus Leipzig, Marlene, 16.11. 2016

 

"Ich habe den Aufruf von Mark Benecke bei Facebook gelesen und für mich war sofort klar: das muss ich mir unbedingt ansehen. Ich trage nämlich selbst ein Trauertattoo für meine vor zwei Jahren verstorbene Schwester.

Ich finde die Idee und Umsetzung einfach großartig… ." Manuela

 

"Bilder bleiben, wenn man geht…

Bilder kommen, wenn man sich erinnert…

Bilder auf der Haut kann mir keiner mehr nehmen…

Ich bin die Tochter eines Fotografen, der Bilder auf der Haut nicht so sehr mag.

Er sollte kommen und schauen, dann würde er verstehen! Sehr beeindruckend, besonders das Übernehmen der Handschrift von verstorbenen Menschen… Danke für diese Eindrücke." Fanny

 

"Danke für die tolle Ausstellung. Ich bin emotional sehr berührt. Auch ich trage ein Trauertattoo in Erinnerung an meinen verstorbenen Sohn." Elke

 

"Eine interessante Art der Trauerbewältigung. Sehr beeindruckend."

 

"Eine wunderbare Ausstellung. Es ist so gut, den Trauerenden hier in dieser Form Platz zu geben."

 

"Es ist gut, dass uns diese heutige Zeit….andere Möglichkeiten… als früher gibt, um Trauer auszudrücken, oder zu leben oder zu erleben. Danke für diese Idee, diese ungewöhnliche Ausstellung zu realisieren." Sibylle

 

"Die Ausstellung hat mir neue Dimensionen eröffnet. Wunderbare Idee, feinsinnige und gute Fotos, die Würde geben und erhalten. Danke"

 


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